In den folgenden Tagen werden wir die häufigsten Reiseparasitosen erläutern. Dazu gehören der Herzwurm, Lüngenwürmer und der Augenwurm. Wir beginnen heute mit dem Herzwurm.

Der Herzwurm: Dirofilaria immitis

Der Herzwurm ist in den ersten Monaten nach der Infektion schwer nachzuweisen, da die Präpatenzzeit, d.h. die Zeit zwischen Ansteckung und Nachweis der Krankheitserreger bei 6-8 Monaten liegt. Eine weitere Schwierigkeit ist die extrem lange Patenzzeit, d.h. die Zeit, in der die Parasiten oder ihre Vermehrungsprodukte wie Eier und Larven im Blut, Stuhl, Urin oder der Haut des Wirtes nachweisbar sind. Dies bedeutet, dass die Tests in den ersten 5-8 Monaten negativ sind, so dass es zu falsch-negativen Testergebnissen kommt. Die Patenz beschreibt bei einer Infektion durch einen Parasiten die Zeitdauer vom Beginn der Ausscheidung oder des Auftretens von Larven bis zum letzten Ausscheidungstermin. Da diese Zeit beim Herzwurm bis zu 7 Jahre beträgt, kann es sein, dass sich ein Hund als Welpe ansteckt, aber erst Jahre später Krankheitszeichen entwickelt. Für das Auftreten einer klinischen Symptomatik reichen 1-2 Würmer. Bisher tritt der Herzwurm hauptsächlich in warmen Regionen auf, aber es findet eine zunehmende Ausbreitung in angrenzende, gemäßigte Klimazonen statt. Durch die steigende Anzahl an Haustieren, die mit ihren Besitzern durch ganz Europa reisen und durch neue Stechmückenarten, die als Vektoren dienen sowie Witterungsbedingungen, die für die Stechmücken günstige klimatische Bedingungen schaffen, wird die Ausbreitung größer.

Ansteckung

Der Mensch kann sich ebenfalls durch die Stechmücke anstecken. Sowohl Hunde, die aus Endemiegebieten kommen als auch solche, die in diese Gebiete reisen, sind gefährdet. Die Ansteckung erfolgt dadurch, dass eine Mücke einen infizierten Hund sticht und dann die Infektion über den Saugakt an einen anderen Hund weitergibt. Die Larven häuten sich im subkutanen Gewebe und wandern von da aus zu Lunge und Herz, wo sie sich zu Adulten entwickeln. Sie leben in den Lungenarterien und im rechten Atrium und Ventrikel. Die weiblichen Würmer produzieren sogenannte Mikrofilarien, die in den Blutkreislauf freigesetzt werden. Es handelt sich hierbei nicht um Eier, sondern die Larven werden sozusagen „geboren“ und wandern in periphere Bereiche. Im Gegensatz zu anderen Wurmarten werden diese Parasiten im Larvenstadium bei der Wanderung getötet, d.h. eine Behandlung direkt nach dem Urlaub zur Abtötung der Larven ist möglich.

Symptome

Die klinischen Erscheinungen bei Hund reichen von chronischen Infektionen über Husten, Dyspnoe, Schwäche, Gewichtsverlust, Synkopen bis hin zu spontanen Thromboembolien. Beim Menschen kann sich eine Lungendirofilariose bilden. Bei Katzen verläuft die Erkrankung meist klinisch asymptomatisch, bei einem chronischen Verlauf kann man Husten, Erbrechen, Diarrhoe und Gewichtsverlust beobachten. Katzen haben im Allgemeinen eine geringere Wurmbürde und die Makrofilarien haben eine geringere Lebensdauer. Sterben die Makrofilarien spontan ab, so kann dies zu einer spontanen Heilung führen oder zu einem plötzlichen akuten Krankheitsverlauf.

Nachweis

Der Nachweis erfolgt über einen Bluttest. Die Tests haben eine hohe Sensitivität und Spezifität und können 6-8 Monate nach Infektion nachgewiesen werden. Falsch-negative Ergebnisse erhält man durch einen zu früh durchgeführten Test, durch eine geringe Wurmbürde, durch eine Infektion mit nur männlichen Filarien und aufgrund von Antigen-Antikörper-Komplexen. Vorzugsweise sollte die Blutprobe in den Abendstunden entnommen werden.

Therapie

Leider kann ein negativer Test eine Infektion nicht sicher ausschließen. Die Therapie muss eng vom Tierarzt überwacht werden, um mögliche Nebenwirkungen der Abtötung der Parasiten gering zu halten und Komplikationen zu verhindern. Da die Therapie eines Befalls mit erwachsenen Herzwürmern so schwierig ist, sollte prophylaktisch gearbeitet werden (Schutz gegen Stechmücken bei Reisen in gefährdete Gebiete) und Gabe von Medikamenten während und nach der Reise, um die Larven abzutöten. So kann man eine erste Gabe in der ersten Woche nach der Einreise geben, weitere Gaben im Abstand von 4 Wochen während des Aufenthaltes und eine letzte Gabe innerhalb von 4 Wochen nach der Ausreise.

Der beste Schutz ist natürlich, die Tiere gar nicht erst in endemische Gebiete mitzunehmen und keine Tiere aus diesen Gebieten zu importieren.